Montag, 2. August 2010

Versuchskaninchen-Post Nr.14: Side-effects

Die dreieinhalb stationären Tage sind vorbei und zogen sich wie Kaugummi. Tag 2 war der wichtige Medikationstag. Morgens um 6 wecken, dann erst mal die Braunüle legen - dann ist man auf jeden Fall wach. Etwas später kam die Spritze in den Bauch mit dem zu testenden Mittel. Dann folgten den ganzen Tag über 12 Blutabnahmen. Sogar nachts um 1 Uhr und 4 Uhr morgens schlichen sie sich an unsere Bettchen um uns im Schlaf den roten Lebenssaft abzuzapfen, wie Vampire. Vampire im Auftrag der Wissenschaft.
Die Schmerzskala von der ich erzählt hatte war dann doch nur dafür da, den Schmerz an der Einstichstelle des Medikaments darzustellen. Allerdings spürte ich dort nichts, und die Skala blieb bei mir auf 0. Ich dachte auch ich blieb von Nebenwirkungen verschont, denn im Gegensatz zu einigen Bettnachbarn die sich über Rückenschmerzen beklagten ging es mir super. Aber schon einen Tag später holten auch mich die Symptome ein. Rücken- Kopf- und Gliederschmerzen. Vor allem die Rückenschmerzen wurden so stark, dass ich teilweise nachts Probleme beim schlafen hatte. Zum Glück durften wir uns dann eine Paracetamol im Schwesternzimmer abholen. Yeah Paracetamol! Wieso nicht gleich Globuli...
Als ich nach meinem Check-In an Tag 1 zu meinem Zimmer ging und mir zwei Probandinnen den Flur entgegen kamen musste ich mir das Lachen verkneifen. Die Damen sahen sowas von runtergerafft und schlampig aus, da ist Mutter Flodder nichts dagegen. Augenringe, bückliger Gang und zerzaustes Haar - die beiden Frauen hatten die Ausstrahlung von Amy Winehouse und Liz Taylor am ersten Tag in der Betty Ford Klinik. Doch an Tag 3 als mich die Nebenwirkungen meiner Studie so richtig im Griff hatten fühlte ich mich schlecht dafür, fast über die Ladies gelacht zu haben. Ich war mindestens genauso abgewrackt. Ich hätte mich zu Amy und Liz an den Tisch setzen können und hätte als Nick Nolte-Double mit ihnen ein homogenes Ganzen gebildet.
Vielleicht sperren sie die Probanden während der Studie auch nur ein, um die Umwelt von diesem Anblick zu schützen. Hey George Romero, willst du nach "Dawn of the Dead", "Day of the Dead", "Land of the Dead" und "Diary of the Dead" vielleicht noch einen Zombiefilm drehen? Dann dreh ihn im Probandenhaus einer Medikamentenstudie. Du sparst massig an Maske und Kostümen denn die Zombies sind schon vor Ort. Am besten du nennst ihn dann "Medication of the Dead" oder so...

3 Kommentare:

  1. Man Mann, dein Bericht schlägt mir auf den Magen. Das muss sich finaziell aber wirklich auszahlen.

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  2. Schon längst passiert...Survival of the Dead...kommt bald und wird ultra-schlecht.

    Aber, cooler Bericht. :-)

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  3. @FrauG: Ach die Nebenwirkungen sind ja schon wieder weg. ;-)
    @Damian: Danke fürs Kompliment! Survival of the Dead? Der Typ kann sich doch schon selbst nicht mehr ernst nehmen glaube ich...

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